Denk mal! Dezember 2017...

Liebe Gemeinde, hätte Joseph den Worten des Engels, der ihm damals im Traum erschienen war, keinen Glauben geschenkt, dann wäre die Geschichte mit Jesus vielleicht ganz anders ausgegangen. Das Matthäusevangelium kennt die Geburtsgeschichte, wie wir sie bei Lukas alljährlich lesen und in vielen Krippenspielen aufführen, nicht. Matthäus hat keinen Blick für Hirten und Schafe übrig. ....

Stattdessen berichtet er uns von der großen Gefährdung des Gottessohnes durch den König Herodes. Und er schildert die Mordpläne, die Herodes entwickelt, um seine Machtposition zu sichern. Die Weisen aus dem Morgenland will der König als Spitzel ausnutzen. Sie sollen ihm, sobald sie den neugeborenen König der Juden gefunden haben, berichten. Angeblich will Herodes selbst kommen und anbeten; so die öffentliche Verlautbarung. Insgeheim aber will er den Konkurrenten eliminieren und schreckt auch vor einem Kindermord nicht zurück. In einer abenteuerlichen Flucht wird Jesus gerettet. Dank Engelsbotschaft im Traum und Josephs Gehorsam kann die Flucht gelingen. Die junge Familie geht über die Grenze ins fremde Ägypten und findet dort, wo das Volk Israel einst Sklavendienste versehen musste, rettendes Asyl: Schutz und Geborgenheit auf Zeit. Glücklicherweise kannte man damals den Begriff „Obergrenze“ noch nicht. Und ob Joseph gegen das Vorurteil, ein Wirtschaftsflüchtling zu sein, ankämpfen musste, wissen wir nicht. Allein, dass der wütende König Herodes ein Blutbad an den unschuldigen Knaben in Israel anrichtet, kann man in Mt.2, 10ff lesen.

Grausame Machthaber gibt es an vielen Orten dieser Erde. Das müssen wir, wenn wir einen realistischen Blick auf unsere Welt richten, beklagen. Und wenn wir die Worte des Evangelisten Matthäus ernstnehmen, dann fordert uns dieses Weihnachtsfest zu einem besonders barmherzigen Blick auf die Menschen auf, die auf der Flucht sind.

Jesus war selbst einer von ihnen. Er mahnt uns zur Gottes- und zur Nächstenliebe, ohne Berechnung und Kalkül, ohne Wenn und Aber.

Ich wünsche Ihnen viele bereichernde Begegnungen und Gespräche in der Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2018.

Ihre Gemeindepfarrerin
Dr. Yvonne Brunk